Mit dem Blick aus dem
Fenster will irgendwie kein Weihnachtsgefühl aufkommen. Gefühlt möchte man den
Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt lieber gegen eine erfrischende Weinschorle
eintauschen. Man pellt sich eher aus statt an, findet die falsche Bekleidung,
um nach Draußen zu gehen. Geht es nur mir so? Ich frage die Verkäuferin bei
Lidl an der Kasse, die ich seit Jahren kenne: "Na, schon im
Weihnachtsfieber?" Sie lacht: "Irgendwie weit weg dieses Jahr".
Und zieht dabei einen "original Dresdner Stollen" durch ihren
Scanner. An der Tankstelle frage ich so ganz nebenbei: "Was gibt's denn
dieses Jahr an Weihnachtspräsenten?" Auch hier eher Schmunzeln angesagt.
Im letzten Jahr habe ich noch zwei DVD's abgestaubt und gemeinsam mit den
Kindern geschaut. Ich rette mich in "ferne Länder". Die
Imbissbudenbetreiberin ist Türkin. Hat den Laden seit 20 Jahren und – zumindest
meiner Meinung nach - den besten Fleischspieß der Stadt. Ich liebe es,
das immer zu trockene Brötchen in die Fleischsoße zu tunken. "Schon auf
Weihnachten eingestellt", frage ich sie, wohlwissend, dass Türken
Weihnachten anders feiern. Jetzt erfahre ich, dass sie zwar Türkin, aber Christin
ist, und "nein" Weihnachten sei für sie noch weit weg, sie habe noch
nicht einmal Zeit gehabt, Plätzchen zu backen. Ich versuche, mir die Meisterin
des Dönerspießes vorzustellen, wie sie Plätzchen backt. Es fällt mir schwer.
Und dann sagt sie noch etwas: "Liegt vermutlich am Alter". Jetzt
werde ich nachdenklich, sehe ich heute so schlecht aus? "Na ja, je älter
man wird, um so mehr muss man der Realität in die Augen schauen", sagt
sie. Damit hat sie absolut recht. Aber das möchte ich dennoch überhaupt nicht
wissen.
Ihr Beitrag vermittelt beschauliche Ruhe, Herr Oehme. Leider kann ich davon nur sehr wenig bemerken. Wenn ich Morgens ins Auto steige und ganz im Sinne der Straßenverkehrsordnung zur Arbeit fahre, bin ich bestürzt über die Hektik und Aggressivität anderer Verkehrsteilnehmer. Auch in den Supermärkten erinnert mich das Treiben eher an den Song von Rheinhard May von der " Schlacht am kalten Buffet ". Ich hoffe, dass die Besinnlichkeit bei den Menschen doch noch Einkehr findet.
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