Dienstag, 11. März 2014

PR-Profi Michael Oehme: Springer-Verlag kämpft mit den Zahlen



Der Medienkonzern Axel Springer verzeichnet deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn. Doch die digitalen Zuwächse sollen das Geschäft ankurbeln
Trotz des Verkaufs von Zeitungen und Zeitschriften weist Axel Springer einen geringeren Umsatz und Gewinn aus als im Jahr 2012. Laut eigener Auskunft des Verlages ging der Umsatz im vergangenen Jahr auf 2,8 Milliarden Euro zurück – 2012 erwirtschaftete der Konzern noch 3,3 Milliarden Euro. Außerdem schrumpfte der Gewinn von 275,8 Millionen Euro auf 243,7 Millionen Euro. Nicht mehr in die aktuelle Bilanz eingerechnet wurden die Verkaufserlöse der Zeitungen und Zeitschriften an die Funke Mediengruppe.
Im Segment Bezahlangebote, das die journalistischen Angebote "Bild" und "Welt" umfasst, schrumpfte der Umsatz um 3,9 Prozent. Wachstum erzielte Springer dagegen mit seinen Rubrikenmärkten wie dem 2013 erworbenen Internetportal Immonet. Hier legte der Konzern um 22 Prozent beim Umsatz zu. Die Vermarktungsangebote, wie das Preisportal idealo.de, wuchsen um 8,1 Prozent. "Wir wollen weiter Akquisitionsmöglichkeiten nutzen", sagte Konzernchef Matthias Döpfner. Die Finanzlage des Konzerns sei komfortabel und lasse Zukäufe zu. Der Fokus liege vor allem auf dem Internetgeschäft. Axel Springer treibt seit Jahren die Entwicklung des Bereichs Digitale Medien – und somit den Wechsel von  traditionellen Print-Medien zum Online-Geschäft –  voran.
Weniger Optimismus verbreitete sich an der Börse. Die Springer-Aktien gehörten am Vormittag mit einem Minus von knapp viereinhalb Prozent auf 47,70 Euro zu den größten Verlierern im MDax . Der Index mittelgroßer Werte gewann zeitgleich 0,16 Prozent hinzu.
„Die massive Neuausrichtung des Medienkonzerns Springer hat ein Erdbeben in der deutschen Journalie ausgelöst, den erstmals wurden in einem derartigen Umfang angestammte Geschäftsbereiche aufgegeben, um den Bereich der Bezahlangebote auszubauen. Hier geht es weniger um aufklärenden unabhängigen Journalismus als vielmehr um leicht konsumierbaren Kontext, der Menschen anziehen und zu Kaufhandlungen bewegen soll. Dies kann man zurecht als Quantensprung bezeichnen und folgt leider dem Trend nach immer schwer bewertbaren Inhalten, die einem im Internet geboten werden“, erklärt PR-Profi Michael Oehme.
In der Tat glaubt inzwischen ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung, die im Internet angebotenen Informationen folgten dem gleichen Anspruch wie ausgewogener, bedachter Journalismus und setzt den Wert der Informationen damit gleich. Dies muss nicht immer stimmen. „Das Internet hat in der Wahrnehmung eine derartige Macht bekommen, dass gut auffindbare Beiträge als hochwertig eingestuft werden – unabhängig, ob sie manipulativ sind oder gar eigenen Interessen dienen“, so Oehme. Wichtig sei daher der Blick aufs Impressum. „Fehlt dieses, sollte man in jedem Fall skeptisch werden“, meint der PR-Profi. In Deutschland sei dies ohnehin nicht erlaubt. Auch bei ausländischen Adressen, sollte man zunächst vorsichtig sein. In den USA beispielsweise gäbe es kaum eine Beschränkung im Hinblick auf die Meinungsfreiheit. Unseriöse Plattformbetreiber nutzten diesen Vorteil häufig, ungehemmt Diffamierungen zu veröffentlichen.  


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