„Freude
am Fahren", „für das Beste im Mann“, „ein Gefühl, das Sie nie vergessen
werden", „Emotion und Leidenschaft", „für die wirklich wichtigen
Momente im Leben" …wir könnten die Werbeslogans der Konsumgüterindustrie
unendlich fortsetzen und kämen nur beim „Quartett“ auf die Idee, bei Sportwagen,
Rennboten oder anderem „Männerspielzeug“ die „Kilowatthertze“ zu vergleichen.
Es geht in der Werbung um Emotionen. Lippenstifte, Strümpfe oder Schuhe werden
auch nicht daran gemessen, aus welcher Zusammensetzung sie gerade sind. So
glänzen La Prairie, Prada @ Co. sicher nur zweitrangig, dass sie im Vergleich
zur deutlich günstigeren Konkurrenz besonders hochwertige Materialen verwenden.
Jedenfalls habe ich bei einer teuren Handtasche noch nie als Werbespruch
gelesen, dass deren Griffe doppelt vernäht wurden, um sicher mehr Gewicht
tragen zu können. Warum auch, eine Gucci-Tasche ist schließlich nicht zum
Tragen von Backsteinen da. Eine Dior Tasche ist eine Dior Tasche. Jede Frau,
die diese trägt, weiß dies und bringt es auch zum Ausdruck. Ausschließlich um
dieses Gefühl geht es.
Und
die Finanzwirtschaft? Die Macher des Werbeslogans einer Versicherung („Der Fels
in der Brandung“) waren selbst erstaunt über den Erfolg. Das würden sie
offiziell natürlich niemals zugeben. Und mit Herrn Kaiser, dem netten Onkel von
nebenan, habe viele von uns ihre Jugend verbracht. Versicherungen zum Anfassen.
Und doch versucht es eine ganze Armada von Anbietern anders: „Unsere Produkte
sind gleich doppelt gehedget, zu Ihrer Sicherheit!“ Ach so. „Bei einer Laufzeit
von so und so vielen Jahren erzielen Sie so und so viel Rendite, dank unserer
einzigartigen Investitionsstrategie, die die Opportunitäten an den internationalen
Finanzmärkten nutzt" – das klingt so, also ob der Arzt vor der Operation
die Schärfe seines Skalpells beschreibt.
Wo
bleiben die Emotionen? Natürlich kann man eine Kapitalanlage weder mit einem
Sportwagen noch mit einem Kostüm vergleichen, aber die Finanzbranche wäre schon
gut beraten, auch Emotionen in ihre Marketingunterlagen einfließen zu lassen
und was spricht schon dagegen, dass man dem Kapitalanleger auch in einem
Verkaufsprospekt das gute Gefühl gibt, dass er mit dem Erwerb eines
Windparkfonds auch etwas für die Natur und nachfolgende Generationen tut?
Vereinzelt gehen Anbieter jetzt dazu über und bieten ihren Kunden wenigstens
ein Bild, wofür sie stehen. Anbieter, die eine klare Positionierung im Markt
haben, sind bevorteilt, diejenigen, bei denen man nur vage ahnt, wofür sie
stehen, tun sich schwerer. Ein Anbieter, der nachgedacht hat, ist United
Investors aus Hamburg: der neue Portfolio-Fonds wird den Titel "Art of Investments"
tragen und symbolisiert sich durch die durchdachte Skulptur eines Künstlers.
Hier kann man etwas verbinden, sogar anfassen. Ein richtiger Weg.
Wir arbeiten in der Marketingabteilung einer Versicherungsgesellschaft. Gerade bei Versicherungsprodukten verkaufen wir AUSSCHLIESSLICH über Emotionen, zumindest bereiten wir die Vekaufsunterlagen entsprechend vor. Insofern können wir uns Ausführungen in dem Beitrag total anschließen.
AntwortenLöschenGrüße aus Köln
Als Werbeagentur wundern wir uns immer wieder, dass die Anlagebranche meint, sie könne an den Emotionen der Kunden vorbei agieren. Das Gegenteil ist der Fall, je emotionaler auch Anlage- und Versicherungsprodukte angeboten werden, um so größer ist die Chance der Vermarktbarkeit. Nicht zuletzt deshalb ist der rein aus emotionalen Gründen ausgesuchte Fuchs einer großen deutschen Bausparkasse ein Werbeträger, dem man seit Jahren die Treue hält.
AntwortenLöschenWerner Schiffmacher, Berlin