Nach Berechnungen der Weltbank,
der Dekabank und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verlieren deutsche
Sparer Jahr für Jahr Geld. Zwar hätten die Bürger hierzulande derzeit den
Spitzenwert von 4,94 Billionen Euro beiseite gelegt und damit fünf Prozent mehr
als im Vorjahr. Doch rund 40 Prozent dieses Geldvermögens sei in Sicht-,
Termin- und Spareinlagen angelegt bzw. Bargeld, bei denen Sparer jährlich 14,3 Milliarden
Euro verlieren würden. Der Grund sei die Differenz zwischen Inflationsrate und
Sparzins, was zu einer jährlichen Enteignung führt.
In anderen Bereichen sehen die Renditen nicht wirklich besser aus.
Denn auch die rund 1,5 Billionen in Lebensversicherungen, Pensionskassen und
Versorgungswerken investierten Gelder erzielen immer geringere Ergebnisse und
schlagen an vielen Stellen kaum noch die Inflationsrate. Wer dagegen auf
Bundesanleihen setzt, erzielt derzeit derzeit bei einer Laufzeit von zehn
Jahren gerade einmal 1,5 Prozent - und wir wissen, dass auch das nicht die
Inflationsrate schlägt.
Der Bundesverband deutscher Banken vermutet hinter dem Festhalten an
allzu sicheren Anlagen eine emotionale Komponente. Denn trotz historisch
niedriger Zinsen schichtet der Durchschnittsdeutsche seine Anlagen nicht in
renditeträchtigere um. So hielten die Bürger derzeit einen Aktienbestand von
lediglich 259 Milliarden Euro, was etwa fünf Prozent des Geldvermögens
entspricht. Anfang der 60er Jahre lag dieser noch bei 20 Prozent. Von einer
Aktienkultur – wie in anderen europäischen Ländern – kann also keine Rede sein.
Dabei ist die Angst vor Volatilitäten, worunter das mathematische Maß für die
Kursschwankungen verschiedener Anlageklassen zu verstehen ist, zumindest beim
deutschen Leitindex Dax unbegründet: Seit dieser 1987 startete hat er sich,
natürlich mit entsprechenden Kursrückschlägen, bis heute etwas verachtfacht.
„Die Deutschen sind mit steigendem Wohlstand nicht risikobereiter, sondern
sicherheitsbetonter geworden“, moniert der Bundesverband. Ein Einschätzung, die
durch eine aktuelle europäische Studie gedeckt wird.
„Zwei weitere Aspekte sind zudem wichtig, die man so zunächst nicht
vermutet“, meint Finanzexperte Michael Oehme und spielt auf den geringen
Stellenwert von Alternative Asset Fonds und Immobilien als Kapitalanlagen an.
Diese spielten im „volkswirtschaftlichen Gesamtportfolio“ eine gänzlich
untergeordnete Rolle, obwohl sie im Renditeniveau deutlich über Sicht- und
Spareinlagen jeder Art lägen.
Dem deutschen Staat kann die sukzessive Enteignung seiner Bürger
zumindest aus finanzpolitischer Sicht nur recht sein. Wie das IW ermittelte,
sparte er alleine zwischen 2009 und 2012 rund 62 Milliarden Euro.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen