Montag, 23. September 2013

Michael Oehme: Verträgetod bei Wüstenrot


Die Bausparkasse Wüstenrot bestätigte einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“, in dem es hieß das Unternehmen hätte 15.000 Kunden den Vertrag gekündigt. Die Zinsen auf die Guthaben seien zu hoch und das Vorgehen sei „branchenüblich".
Die zweitgrößte Bausparkasse beruft sich auf einen Passus in seinen Allgemeinen Bausparbedingungen, wonach es Verträge kündigen kann, sobald Guthaben und Bonuszinsen die Bausparsumme übersteigen. Die 15.000 betroffenen Kunden hatten offensichtlich ihren Vertrag "überspart", wie die Bausparkasse mitteilte. Bausparen sei Zwecksparen, betonte ein Pressesprecher.
Ein anderer  Sprecher von Wüstenrot hingegen sagte, die genaue Zahl der aufgelösten Verträge, die auf die Vertriebsaktionen zurückzuführen sei, sei unbekannt. Nach Informationen des Handelsblattes weigerten und weigern sich einzelne Vertreter jedoch aus Gewissensgründen, an der Aktion teilzunehmen. „Wenn ich mache, was Wüstenrot von mir verlangt, kann ich meinen Kunden nie wieder in die Augen sehen“, sagt ein langjähriger Wüstenrotvertreter. Er nannte die Aktion „Kundenverrat“.
Des weiteren stößt das Vorgehen bei Verbraucherschützern aber auf Kritik. "Man hat den Kunden den Vertrag als Sparprodukt mit attraktivem Guthabenzins verkauft und sollte jetzt nicht im Kleingedruckten nach Ausflüchten suchen", sagte Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, den "Stuttgarter Nachrichten". Die Bausparkassen sind mit der Zeit unter Druck geraten. Sie müssen einerseits noch hohe Zinsen für die Guthaben aus alten Verträgen zahlen, können dies aber nicht durch die hohe Darlehenszinsen aus dieser Zeit ausgleichen, weil Kunden auf diese teuren Kredite verzichten und stattdessen zu günstigeren Hypothekendarlehen greifen.

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