Donnerstag, 4. April 2013

Michael Oehme: Hollande in Erklärungsnot


Frankreichs Staatschef François Hollande gerät so langsam in Bedrängnis: Der Finanzminister seines früheren Wahlkampfteams ist einem Medienbericht zufolge Aktionär von zwei Offshore-Firmen auf den Kaiman-Inseln. Jean-Jacques Augier habe 2005 über seine Finanzholding Eurane zusammen mit weiteren Aktionären das Unternehmen International Bookstores gegründet, das in dem bekannten Steuerparadies ansässig sei, berichtete die französische Tageszeitung "Le Monde" am Donnerstag. Drei Jahre später habe er auf den Kaiman-Inseln eine weitere Offshore-Firma gegründet.

Die Enthüllung ist Teil einer großangelegten Recherche mehrerer renommierter Zeitungen - darunter der "Süddeutschen Zeitung" - über Geschäfte in Steueroasen. Laut "SZ" stellte eine anonyme Quelle dem in Washington ansässigen Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) 2,5 Millionen Dokumente zur Verfügung, in denen 130.000 Personen aus mehr als 170 Ländern aufgeführt sind. Die Zeitung spricht vom "größten Datenleck in der Geschichte". Es zeige, wie "Reiche und Kriminelle" große Vermögen versteckten. Der Datensatz deckt demnach zehn Steueroasen ab.

Augier, der Schatzmeister für Hollandes Präsidentschaftswahlkampf 2012 war, bestätigte "Le Monde" die Beteiligung an den beiden Firmen. Er betonte aber: "Nichts ist illegal". Er habe zudem "weder ein eröffnetes persönliches Bankkonto auf den Kaiman-Inseln, noch direkte persönliche Investitionen in diesem Territorium", sagte Augier "Le Monde".

Die Affäre bringt Hollande in Bedrängnis. Er hatte im Wahlkampf eine "vorbildliche" Republik versprochen. Die Opposition will unter anderem wissen, seit wann Hollande von Cahuzacs heimlichem Konto wusste. Der Präsident beteuert, dies erst am Dienstag erfahren zu haben, als Cahuzac die Existenz des Kontos gegenüber Untersuchungsrichtern und in einer schriftlichen Erklärung einräumte.

By Michael Oehme

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