Kirchliche Denkmalpflege - nicht nur für Gotteshäuser
Das
Gemeindezentrum von Immendingen-Ippingen in Baden-Württemberg ist ein Stück
lebendige Geschichte. Das ehemalige Pfarrhaus wurde bereits 1721 errichtet und
befindet sich dank behutsamer Sanierungsarbeiten in einem weitgehend original
getreuen Zustand. Was für einen Segen, denn in Zeiten klammer Kassen ist dies
keine Selbstverständlichkeit und ein wirklich sensibles Thema, sowohl für die
Kirchen- wie auch politische Gemeinde.
Zukunft dank Zusammenhalt
Wer auf dem
leicht knarzenden Fußboden steht und die reiche Innenausstattung bewundert,
ahnt nicht, dass das Gebäude noch vor wenigen Jahren vom Abriss bedroht war.
Nachdem der letzte Pfarrer ausgezogen war, stand das Haus leer und die
Kirchengemeinde sah sich außerstande, auch weiterhin die für die Erhaltung des
denkmalgeschützten Baus benötigten Mittel aufzubringen. Ein Abbruch wurde
jedoch von der baden-württembergischen Denkmalbehörde abgelehnt. Schließlich
gelang es, mit Hilfe von mehreren Stiftungen sowie Mitteln des
Landes Baden-Württemberg die Finanzierung für eine umfassende Sanierung zu
sichern. Als Gemeindezentrum erhielt das Gebäude eine neue Aufgabe und
ermöglicht den Besuchern somit auch in Zukunft einen unverfälschten Blick in
die Vergangenheit.
Leerstand wirkt bedrohend
Eric Mozanowski
weist darauf hin, dass die kirchliche Denkmalpflege ein viel breiteres Spektrum
bereit hält, dass auf keinen Fall vergessen nicht außer Acht gelassen werden
sollte: „Wer beim Thema Kirche und Denkmalschutz ausschließlich an prunkvolle
Gotteshäuser denkt, der vergisst, dass sich neben den Kirchengebäuden auch noch
unzählige weitere Gebäude und Liegenschaften im Besitz der Kirche befinden.
Viele von ihnen stehen unter Denkmalschutz und besitzen einen ungemeinen
kulturhistorischen Wert. Ähnlich wie das ehemalige Pfarrhaus von
Immendingen-Ippingen stehen nicht wenige davon leer und sind akut vom Verfall
bedroht.“
Als Eigentümer
ist die Kirche per Gesetz dazu verpflichtet, für die Erhaltung dieser Gebäude
Sorge zu tragen. Die Jahr für Jahr geringer ausfallenden finanziellen Mittel,
die durch die Landesregierungen bereitgestellt werden, sowie die aufgrund des
demographischen Wandels verminderten Kirchensteuereinnahmen erlauben jedoch nur
die Instandhaltung oder Sanierung ausgewählter Objekte. Weniger prestigereiche,
aber historisch genauso wertvolle Gebäude bleiben da häufig unbeachtet und
gehen teilweise für immer verloren. Nötig ist daher ein umfassendes Konzept, in
dem verstärktes politisches Engagement sowie kirchliche und private Initiativen
Hand in Hand gehen, um kirchliche Kulturgüter zu erhalten. Deren Bedeutung geht
weit über den sakralen Aspekt hinaus. Vielmehr handelt es sich um
gesamtgesellschaftlich relevante Bauwerke, die zum kulturellen Erbe unseres
Landes gehören.
Eric
Mozanowski: „Aus denkmalpflegerischer Sicht ist die permanente Nutzung eines
Gebäudes die beste Weise, Gebäude nachhaltig im Baubestand zu sichern. Deshalb
ist hier akutes Umdenken gefordert. Kirchliche Denkmäler, dazu zählen neben den
Gotteshäusern eben viele weitere Gebäude, die künftig nicht mehr ihrem
ursprünglichen Bestimmungszweck dienen können müssen zur Umnutzung frei gegeben
werden können. Im Zuge der Umnutzung kommt es zu Veränderungen an der
Bausubtanz, damit das Gebäude dem neuen Nutzungszweck auch sachgerecht dienen
kann, aber ansonsten würde durch das Leerstehen der Zerfall vorprogrammiert
sein. Der Großteil der Umnutzungsmaßnahmen unterliegt der Aufsicht der
Denkmalschutzbehörden und gewährleistet somit eine gewisse Sicherheit, was
unter die Denkmalpflege und Sanierung fällt.“
Kontakt:
Eric Mozanowski
e.mozanowski@estavis.de
Sehr schöner Artikel. Beste Grüße
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