Mittwoch, 8. Mai 2013

Michael Oehme: Chinas Außenhandel boomt - während Analysten an den Daten zweifeln


Die chinesische Wirtschaft scheint ordentlich in Schwung zu kommen: Sowohl die Exporte als auch die Importe legten im April überraschend deutlich zu. Die Ausfuhren erhöhten sich um 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie die Zollbehörde am Mittwoch in Peking mitteilte. Während die Geschäfte in Europa und den USA schrumpften, legten sie in Südostasien um mehr als 37 Prozent zu. Die Importe stiegen um 16,8 Prozent, obwohl hier lediglich ein Plus von 13,9 Prozent erwartet worden war.

Allerdings zweifeln Experten an, ob die Daten korrekt sind. China-Chefvolkswirt der Investmentbank Nomura, Zhiwei Zhang sei nicht sehr überzeugt, dass diese die Realität widerspiegeln. „Die Handelszahlen kommen mir verdächtig vor." Viele Beobachter macht der extreme Anstieg der Exporte nach Hongkong stutzig: Hier gab es ein Plus von 57 Prozent. Der Wert der zollfrei in Lagerhallen gehaltenen Waren schoss sogar um 250 Prozent nach oben. Grund für dieses Wachstum ist nicht eine steigende Nachfrage. Experten wie Ting Lu von der Bank of America Merrill Lynch gehen vielmehr davon aus, dass damit Kapitalkontrollen umgangen und Wechselkurs-Spekulationen getätigt werden. "Ein Beleg dafür sind die ungewöhnlich starken Exporte in die zollfreien Gebiete und nach Hongkong", so Lu.

Die Devisenaufsicht des Landes hatte zu Wochenbeginn eine Reihe von strengeren Maßnahmen angekündigt, um die als Ex- oder Importe getarnten Kapitalbewegungen einzudämmen. Viele chinesische Unternehmen weisen hohe Exporte nach Hongkong aus, um dort ihr Geld leichter in Dollar tauschen und Kapitalkontrollen entgehen zu können. Etliche Firmen haben sich zudem Dollar geliehen, da sie mit einer Aufwertung ihrer Währung rechnen. Kommt diese, wird die Rückzahlung für sie billiger. Der Yuan-Kurs kletterte am Mittwoch erneut auf ein Rekordhoch zum Dollar.

By VL/ Michael Oehme

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