Die
chinesische Wirtschaft scheint ordentlich in Schwung zu kommen: Sowohl die
Exporte als auch die Importe legten im April überraschend deutlich zu. Die
Ausfuhren erhöhten sich um 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie
die Zollbehörde am Mittwoch in Peking mitteilte. Während die Geschäfte in
Europa und den USA schrumpften, legten sie in Südostasien um mehr als 37
Prozent zu. Die Importe stiegen um 16,8 Prozent, obwohl hier lediglich ein Plus
von 13,9 Prozent erwartet worden war.
Allerdings
zweifeln Experten an, ob die Daten korrekt sind. China-Chefvolkswirt der
Investmentbank Nomura, Zhiwei Zhang sei nicht sehr überzeugt, dass diese die
Realität widerspiegeln. „Die Handelszahlen kommen mir verdächtig vor."
Viele Beobachter macht der extreme Anstieg der Exporte nach Hongkong stutzig:
Hier gab es ein Plus von 57 Prozent. Der Wert der zollfrei in Lagerhallen
gehaltenen Waren schoss sogar um 250 Prozent nach oben. Grund für dieses
Wachstum ist nicht eine steigende Nachfrage. Experten wie Ting Lu von der Bank
of America Merrill Lynch gehen vielmehr davon aus, dass damit Kapitalkontrollen
umgangen und Wechselkurs-Spekulationen getätigt werden. "Ein Beleg dafür
sind die ungewöhnlich starken Exporte in die zollfreien Gebiete und nach Hongkong",
so Lu.
Die
Devisenaufsicht des Landes hatte zu Wochenbeginn eine Reihe von strengeren Maßnahmen
angekündigt, um die als Ex- oder Importe getarnten Kapitalbewegungen
einzudämmen. Viele chinesische Unternehmen weisen hohe Exporte nach Hongkong
aus, um dort ihr Geld leichter in Dollar tauschen und Kapitalkontrollen
entgehen zu können. Etliche Firmen haben sich zudem Dollar geliehen, da sie mit
einer Aufwertung ihrer Währung rechnen. Kommt diese, wird die Rückzahlung für
sie billiger. Der Yuan-Kurs kletterte am Mittwoch erneut auf ein Rekordhoch zum
Dollar.
By VL/ Michael Oehme
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