Freitag, 6. September 2013

PR-Michael Oehme: Michael Oehme: Lebensversicherungen im Kritikfeuer


Kapitallebensversicherungen sind nur selten rentabel. Sie zahlen sich sogar weniger aus als Bundesanleihen. Zu diesem Ergebnis kommt die Zeitschrift «Öko-Test» (Heft 9/2013).
Für die Studie nahmen die Tester 83 Verträge unter die Lupe, die zwischen 1963 und 2001 abgeschlossen wurden. Zur Verfügung gestellt wurden die anonymisierten Policen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Laufzeit lag zwischen 12 und 45 Jahren.
Laut der Studie brächten Lebensversicherungen im Schnitt eine Rendite zwischen 3,10 Prozent und 4,49 Prozent pro Jahr. Bei Bundesanleihen hingegen lag die Rendite den Angaben zufolge bei vergleichbarem Anlagebetrag und ähnlicher Laufzeit zwischen 4,33 und 6,73 Prozent. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft kritisierte den Test.
Legt man die durchschnittlichen Renditen von Lebensversicherungen und Bundesanleihen nebeneinander, wird über die Jahre ein großer Unterschied deutlich: Zahlen Kunden in eine Lebensversicherung jeden Monat 100 Euro ein, ergibt sich bei einer durchschnittlichen Rendite von 3,37 Prozent nach 30 Jahren eine Summe von 71 178 Euro. Bei Bundesanleihen kommt der Sparer bei einer durchschnittlichen Rendite von 5,81 Prozent auf 94 644 Euro, rechnen die Hamburger Verbraucherschützer vor.
Hauptgrund sind vor allem die hohen Kosten. Laut «Öko-Test» mussten Kunden bei Kapitallebensversicherungen rund 20 Prozent ihrer Beiträge dafür aufwenden. In einem Beispiel lagen die Kosten sogar bei 46 Prozent. Aus Sicht der Tester eignen sich Kapitallebensversicherungen als Sparform daher nicht.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kritisierte den Test. «Wer Kapitallebensversicherungen mit Bundessparplänen vergleicht, vergleicht Äpfel mit Birnen», sagte ein Sprecher. Anders als ein Sparplan verbinde die Lebensversicherung die Vorteile der Risikoabsicherung mit zusätzlicher Altersvorsorge. «Bundesanleihen weisen auch erhebliche Wertschwankungen auf, sind also risikoreicher.»
Zudem räume Öko-Test selbst ein, dass die Studie einen guten Einblick von den realen Renditen abgelaufener Policen gebe, jedoch nicht repräsentativ sei. Außerdem seien die steuerliche Belastung von Bundesanleihen und die Kosten eines entsprechenden Sparplans nicht berücksichtigt worden.
Ziel der Lebensversicherung ist es, dass die Versicherer die Kundengelder sicher, aber auch möglichst gewinnbringend anlegen sollen - angesichts historisch niedriger Zinsen kein einfaches Unterfangen, denn das Geld steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) in der Staatsschuldenkrise die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt hat, werfen die als sicher geltenden Papiere kaum noch etwas ab. Die Zinsen, auf die viele Lebensversicherungskunden aus alten Verträgen Anspruch haben, sind an den Finanzmärkten also immer schwerer zu verdienen.
Schließlich sorgten Berichte für Aufregung, wonach mehrere deutsche Lebensversicherer bei der Finanzaufsicht (Bafin) eine Ausnahmeregelung beantragt haben sollen, um für ihre Kunden vorrübergehend weniger Geld vom Gewinn zurücklegen zu müssen. Nach Angaben des Branchenverbandes GDV nimmt allerdings kein am deutschen Markt tätiger Lebensversicherer die Möglichkeit zur Aussetzung der sogenannten Mindestzuführungsverordnung in Anspruch.

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