Viele junge Menschen
absolvieren ein Studium, auch wenn es kostspielig ist. Für Bildung sei kein
Cent zu teuer sagt man. Aber zahlt sich diese Investition am Ende der
Studienzeit auch aus? Drei Jahre an einer deutschen Universität kosten immer
hin rund 30.000 Euro.
Berichten der „Welt am Sonntag“, unter Berufung auf
Berechnungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität
Duisburg-Essen, zufolge arbeiten hunderttausende Akademiker in Deutschland zu
Niedriglöhnen. Im Jahre 2012 bekam jeder zehnte Akademiker nicht mehr als 9,30
Euro brutto pro Stunde – eine erschreckende Zahl wenn man bedenkt, dass dieser
Wert nur knapp über dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Mindestlohn von
8,50 Euro liegt. Dem Bericht zufolge sind rund 688.000 Menschen betroffen. Die
traurige Wahrheit ist, dass es eine Vielzahl von akademisch ausgebildeten
Arbeitnehmern gibt, die zu geringen Löhnen oder gar in unbezahlten Praktika
arbeiten. Auch das Rollenklischee bestätigt sich: Das Risiko ist nämlich
ungleich verteilt, für Frauen liegt es fast doppelt so hoch wie für Männer.
Während 11,4 Prozent der Hochschulabsolventinnen im Niedriglohnsektor arbeiten,
sind es bei den Männern nur 6,1 Prozent.
Erschreckendes schreibt „Die Welt“, meint Michael
Oehme, Consultant bei der CapitalPR AG aus Sankt Gallen. Sie berichtete unlängst
von drei Frauen, die nach dem Abschluss für einen sehr geringen Stundenlohn
arbeiten müssen. Eine 29 Jahre alte Wissenschaftlerin aus Berlin musste sich
demnach mit einem umgerechneten Stundenlohn von 4,55 Euro zufrieden geben. Eine
dargestellte 34 Jahre alte Architektin verdient nach Abzug unbezahlter
Überstunden gerade einmal sieben Euro. Eine 28-jährige Medienwissenschaftlerin
aus Berlin gab einen Stundenlohn von knapp 7,50 Euro an.
Bei solchen Salären kommt der Zweifel auf, ob sich ein
langwieriges und kostenintensives Studium überhaupt noch lohnt. Nach
Berechnungen des deutschen Studentenwerks kostet ein dreijähriges
Bachelor-Studium bereits 28.000 Euro. Wer zehn Semester lang studiert - wie in
den Diplom- oder Magisterstudiengängen üblich - muss mit Gesamtkosten von
46.000 Euro rechnen. Bei zwölf Semestern fallen gar durchschnittliche Kosten
von 55.000 Euro an.
„Wegen des niedrigen Arbeitslosenrisikos erscheint es rein
statistisch sinnvoll zu studieren. Doch die Absolventenzahl steigt stetig. Die
öffentlichen Universitäten bieten nicht genug Studienplätze an, so dass sich
manche Studenten sogar einen Studienkredit für eine private Hochschule ans Bein
binden müssen. Dabei sollten doch gerade jene ausreichend vom Staat gefördert
werden und für ihre Mühe auch einen zukunftsträchtigen Job erwarten können, von
dem man gut leben kann“, so die Einschätzung von Michael Oehme, Consultant bei
der CapitalPR AG.
Dass es immer noch eine finanzielle Frage ist , ob man überhaupt studieren kann, ist wirklich der Hohn schlechthin. Dass es sich dann aber für die Zukunft eventuell kaum noch lohnt oder auszahlt, ist doch wirklich traurig. Dass sogar bei Akademikern die Einkommensverhältnisse derart weit auseinander klaffen, hätte ich nie gedacht. Ich stimme Herrn Oehme hier voll zu, es trifft wieder mal, wie immer, die Falschen.
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