In der Fondswirtschaft „verdaut“ man die
Folgen zahlreicher Regulierungsmaßnahmen des Staates. Sicherlich waren
zahlreiche staatliche Eingriffe im Interesse des Verbraucherschutzes
gerechtfertigt, über die „Intensität“ und die Folgen wird weiterhin vehement
gestritten. Zahlreiche Fonds-Strategen haben bei der Suche nach Alternativen
längst nachvollzogen, dass Genossenschaften wahrscheinlich eine interessante Option
sein könnten, längst nicht nur dazu dienend, um diesem „Druck“
auszuweichen. „Heute in Fonds – Morgen
in Genossenschaft?“ – eine solche Denkweise wäre jedoch wenig zielführend,
sowohl für „Fonds-Strategen“, wie auch für wichtige Teile des
Genossenschaftswesens. Denn das würde – zeitversetzt – den Verbraucherschutz
erneut auf den Plan rufen. Eine Sichtweise „vertrauensbildender Verständigung“
entspricht dem Anliegen des MMW Bundesverbandes und seiner angeschlossenen
Verbände. Spezielle Veranstaltungsreihen, sollen Vertreter beider Gruppen in
einen regelmäßigen Diskurs bringen, um nachhaltig Vorteile für beiden Gruppen
zu schaffen. MMW nennt das „Intelligente Cooperation“ (SmartCoop), weil beide Seiten – bewusst oder unbewusst – eine
Allianz bilden, die entweder für beide Seiten Risiken oder für beide Seiten nachhaltige
Chancen beinhalten.
Um den Diskurs zu erleichtern, besonders die speziellen Bedürfnisse und Anliegen der potenziellen „Neu-Genossenschaften und Neu-Initiatoren“ aus Fondsbereichen zu berücksichtigen wurde im MMW Bundesverband eine spezielle Fachgruppe „GrowthGeno“ eingerichtet. „Growth-Geno“ umschreibt, dass „Wachstum“ ein wesentliches Element ist, das diesen Genossenschaftsbereich kennzeichnet. Das bedeutet nicht – so für den MMW Bundesverband dessen Vorstand Gerd K. Schaumann -, dass andere Genossenschaften ohne „Wachstum“ sind. Wachstum bezieht sich besonders auf die Start- und erste Konsolidierungsphase solcher Genossenschaften, in denen die Bildung von Eigenkapital vorrangig ist, um geplante Investitionen realisieren zu können. Der Begriff „Wachstum“ bedeutet auch eine Andersartigkeit des Managements, denn es geht dort nicht – vorrangig - um Fachkenntnis bezogen auf Führung einer der bekannten Genossenschaftsarten, vielmehr sind „Querschnitts-Kompetenzen“ gefordert, die sich aus dem jeweils speziellen Förderzweck ergeben. Eine Agrargenossenschaft, Wohnungsbaugenossenschaft oder Energiegenossenschaft steht in enger Verbindung mit ihren (speziellen) Erfolgspotenzialen. Eine Wachstumsgenossenschaft benötigt jedoch eher ein Wissen über „Chancen-Potenziale“ allgemein. Die Führungs-Kompetenzen einer Wachstumsgenossenschaft sind eher finanzwirtschaftlich ausgerichtet, während das Management einer „Branchengenossenschaft“ besonders betriebswirtschaftliche und fachbezogene Elemente benötigt. Verkürzt könnte man sagen, dass Genossenschafts-Manager einen speziellen Markt kennen mussten, während genossenschaftliche „Wachstums-Manager“ eher „markt-indifferent“ ausgerichtet sind, die Wechselbereitschaft, sozusagen ein „Wandern zwischen den Märkten“ ihrem Management-Bild immanent sind.
Aber auch in einer weiteren Hinsicht hat
eine „GrowthGeno“ eine „Spezialität“, wie Herr Haubold (Creativ Consulting eG
und Berater der Fachgruppe) erläuterte: In Genossenschaften gilt die
gesetzliche Besonderheit der Verpflichtung zur Mitgliederförderung. Dieser
Förderzweck ist jedoch nicht auf „Rendite“ (zuvörderst) ausgerichtet, sondern
umfassender zu sehen.
Den Teilnehmer der MMW Auftakt-Konferenz
„Fonds oder Genossenschaft?“ in Halle wurden dazu verschiedene Lösungsmodelle
aufgezeigt. Da investierende Mitglieder den Förderzweck einer Genossenschaft
eher nicht nutzen, könnte – eine von vielen anderen aufgezeigten
Lösungsmöglichkeiten darin liegen, vorrangig „renditeorientierte“ Mitglieder im
Staus eines investierenden Mitgliedes aufzunehmen.
Der Finanzmarkt-Experte Michael Oehme wies
besonders darauf hin, dass das Kleinanlegerschutzgesetz eine „ertragsabhängige
Vergütung“ (Provision) für Einwerben von Genossenschaftskapital ausschließt.
Das dürfte viele „vertriebsorientierte“ Fonds-Strategen vor „unerwartete“
Probleme stellen. Oehme präsentierte – als beispielhaftes Lösungsmodell -eine
verstärkte Ausrichtung auf „Online-Beziehungen“. Die Homepage mag ein
Ausgangspunkt sein, die entscheidende Frage ist jedoch, wie werde ich überhaupt
wahrgenommen, wie findet man ausgerechnet „mich“ oder „uns“. An einigen
Beispielen erläuterte überzeugend Herr Oehme, wie wichtig auch eine
professionelle, permanente Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist, ein
Handlungssegment, das in dieser Form, sowohl bei Genossenschaften, wie auch bei
Fonds, bisher relativ unberücksichtigt geblieben ist.
Herr Evertz (DEUS eG, Berater des
Fachbeirates) stellte sein Konzept „Mit Zertifizierung überzeugen“ vor, das für
Genossenschaften allgemein, für Growth-Geno im Besonderen von Bedeutung ist,
weil damit eine verlässliche Grundlage für potenzielle Neumitglieder geschaffen
wird. Das befristet erteilte Zertifikat (des zuständigen Prüfungsverbandes)
berücksichtigt vor allem das Grundelement genossenschaftlichen Handels, die
Mitgliederförderung.
Den Abschluss der Konferenz bildete ein
Diskurs mit genossenschaftlichen Prüfungsverbänden aus dem Organisationsbereich
des MMW Bundesverbandes. Hier sollte es vor allem darum gehen, die
Prüfungsverbände in Stand zu setzen, verstärkt den Betreuungsaspekt in das
Prüfungsgeschehen zu integrieren.
Das Resümee des MMW Vorstandes fasst Gerd
K. Schaumann zusammen: Es hat sich gelohnt, frühzeitig aufeinander zuzugehen.
Wir setzen auf Cooperation. Das ist am besten zu erreichen, wenn man
miteinander direkt kommuniziert. Wir sind sicher, dass offene Worte und
wechselseitiger Verständnisbereitschaft, wichtige Grundlage dafür sein, dass
„GrowthGeno“ zu einem interessanten Genossenschafts-Element wird und wir freuen
uns auf die Herausforderung, zum Gelingen beizutragen, Genossenschaften und Kapitalmarkt
zu harmonisieren.
Dazu wird MMW weitere solcher
Veranstaltungen anbieten. MMW ist dabei, sich als CoopPartner für „GrowthGeno“
anzubieten. Die notwendige Sach- und Fachkompetenz aufzubauen, wird dabei
wesentlich vom MM-Fachbeirat „GrowthGeno“ getragen werden, in dem bereits jetzt
Genossenschafts-Manager und Fonds-Manager – als SmartCoop - eng zusammen
wirken.
Der Fachbeirat „GrowthGeno“ wird seine
nächste Fachkonferenz am 27.11.205 im Raum Dessau-Roßlau durchführen.
Adressaten sind vor allem bestehende Genossenschaften, denn auch diese sind
tendenziell „GrowthGeno“, oder repräsentieren zumindest einige der Elemente von
GrowthGeno. Anmeldungen bitte an: info@menschen-machen-wirtschaft.de
Genossenschaften haben sich über Jahre bewehrt und sind aus der deutschen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Insofern ist es gut, dass hier eine aus meiner Sicht zeitgemäße Diskussion angeschoben wird.
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