Donnerstag, 18. September 2014

PR-Michael Oehme: Das Sterben der Shopping Malls



Sie waren einst das Herz der amerikanischen Einkaufskultur. Nun  schließt eine nach der anderen  – jedoch die riesigen Gebäude stehen nach wie vor vereinsamt in der Landschaft. An den Standorten, an denen früher der Konsum regierte, fotografieren nun  Liebhaber vertrocknete Blumen und staubige Rabattschilder.

Es gab eine Zeit, da  waren die Shopping Malls die Zentren uramerikanischer Kultur, vorwiegend in den  ländlichen Regionen und in kleinen Städten im großen, weitläufigen Mittleren Westen. An Orten mit wenig Freizeitangebot und wenig Infrastruktur trafen sich  Teenager  generell in der Mall mit ihren Freunden. Die Klimaanlagen sorgten  im Hochsommer für angenehme Kühle,  Familien verbrachten ihre Wochenendausflüge hierher.

In dem Zeitraum von  1956 und 2005 baute Amerika 1500 Malls. Sie waren das Freizeitvergnügen für die breite Mittelklasse, das Herzstück  der Konsumkultur. Aber diese Zeiten sind längst vorbei.

Immer mehr Malls in Amerika schließen oder stehen halb leer, weil Kunden im online shoppen. In der Vorweihnachtszeit z. B. sind die Shoppingcenter-Besuche von fast 35 Milliarden im Jahr 2010 auf 17,6 Milliarden im vergangenen Jahr gesunken, wie  der Marktforscher Shoppingtracker jüngst bekannt gab. Der Online-Handel hingegen boomte wie nie zuvor.

Aus diesem Grunde werden rund 15 Prozent der Einkaufszentren in den kommenden Jahren schließen oder ganz anderen Zwecken zugeführt, so prognostiziert die Immobilienmarkt-Recherchefirma Green Street Advisors laut der Internet-Nachrichtenseite Business Insider. Hier  könnten in den riesigen Gebäuden dann Büros, Kirchen oder Colleges entstehen. Branchenexperte Howard Davidowitz erwartet sogar, dass satte 50 Prozent  der Malls in Amerika bis 2020 scheitert. Wirklichen Erfolg haben im Moment nur die billigen Discount-Einkaufszentren. Populäre  große Einzelhandelsketten wie Macy‘s und JCPenney kämpfen täglich um jeden Kunden und schließen eine Geschäft nach dem anderen. Der Einzelhändler Sears, der von Kleidung über Haushaltsgeräte bis zum Rasenmäher so ziemlich alles im Sortiment anbietet, hat seit 2010 schon mehr als 300 große Geschäfte aufgegeben. Diese Namen waren es, die Kunden einst in die Malls lockten.

Die Unternehmen investieren inzwischen lieber in ihre Online-Auftritte als in neue Mietverträge in Einkaufszentren, zumal diese oft eine Laufzeit von 15 Jahren fordern. Dieses Jahr erwartet man einen Armada an Ladenschließungen. Während hierzulande die Innenstädte verwaisen, weil die Menschen lieber im Internet als auf der Einkaufsmeile unterwegs sind, trifft  es in Amerika die Shopping Malls. Und weil in der USA genug Platz ist, aber keiner erneut  investieren will, reißt auch niemand die alten Konsumtempel nieder. Sie bleiben erhalten –vielleicht als ewige Monumente des Niedergangs.


3 Kommentare:

  1. Ähnlich zeichnet sich diese Entwicklung in Deutschland ab. Die Marktführer heißen nicht mehr Kaufhof sind Amazon, um bildlich zu bleiben. Der direkte Einkauf stirbt zu Gunsten der Bestellung per Internet.

    AntwortenLöschen
  2. Ich stelle mir die armen Anleger vor, die in den letzten Jahrzehnten zu einem großen Teil in derartige Objekte investiert haben - nämlich über geschlossene und offene Immobilienfonds. Was passiert, wenn diese Objekte auch nicht mehr vermietet werden können?

    AntwortenLöschen
  3. Man kann sich der Zukunft eben einfach nicht entziehen!

    AntwortenLöschen