Mittwoch, 7. November 2012

Michael Oehme: S&P wegen falscher Bestnote verurteilt


Erstmals hat ein australisches Gericht eine Ratingagentur wegen falscher Bestnoten verurteilt. Standard & Poor's muss wegen irreführender Bewertungen Schadensersatz zahlen. Die US-Agentur hatte komplizierten Finanzprodukten die Bestnote AAA verliehen. Anleger verloren 90 Prozent ihres Geldes. Dieses bekommen sie nun, inklusive Zinsen, erstattet.

Mit einem Top-Rating für verlustreiche Investments soll die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) Investoren in die Irre geführt haben.

Während der Finanzkrise waren zahlreiche Wertpapiere wertlos geworden. Die Rating-Agenturen hatten diesen Anlageprodukten zuvor aber noch Bestnoten verliehen. Darauf hatten sich viele Anleger verlassen.
Die Klage reichten 13 Stadtverwaltungen ein. Sie hatten sich auf das AAA-Rating verlassen und 16 Millionen australische Dollar investiert. In der Finanzkrise 2008 verloren sie dann mehr als 90 Prozent ihres Geldes. Die Kläger fühlten sich von S&P und der beteiligten ABN Amro Bank betrogen. Die Richterin sprach ihnen nun Entschädigung für diese Verluste sowie Zinszahlungen und Anwaltskosten zu.

Es sei das erste Mal, dass eine Ratingagentur auf diese Weise für die Folgen ihrer Beurteilung der Bonität eines Finanzprodukts zur Verantwortung gezogen werde, sagte Wirtschaftsprofessor Harald Scheule von der Technologie-Universität in Sydney der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Doch die Entscheidung könnte nun weitere Prozesse nach sich ziehen. Die Firma IMF aus Sydney, die die Stadtverwaltungen vor Gericht vertrat, ziehe ähnliche Schadensersatzklagen auch in Europa in Erwägung, sagte ihr Direktor John Walker.

Standard & Poor's kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

By VL/ Michael Oehme

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