Erstmals hat ein australisches
Gericht eine Ratingagentur wegen falscher Bestnoten verurteilt. Standard &
Poor's muss wegen irreführender Bewertungen Schadensersatz zahlen. Die
US-Agentur hatte komplizierten Finanzprodukten die Bestnote AAA verliehen.
Anleger verloren 90 Prozent ihres Geldes. Dieses bekommen sie nun, inklusive Zinsen, erstattet.
Mit einem Top-Rating für verlustreiche
Investments soll die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) Investoren
in die Irre geführt haben.
Während der Finanzkrise waren zahlreiche Wertpapiere wertlos geworden. Die
Rating-Agenturen hatten diesen Anlageprodukten zuvor aber noch Bestnoten
verliehen. Darauf hatten sich viele Anleger verlassen.
Die Klage reichten 13 Stadtverwaltungen ein. Sie hatten sich auf das
AAA-Rating verlassen und 16 Millionen australische Dollar investiert. In der
Finanzkrise 2008 verloren sie dann mehr als 90 Prozent ihres Geldes. Die Kläger
fühlten sich von S&P und der beteiligten ABN Amro Bank betrogen. Die
Richterin sprach ihnen nun Entschädigung für diese Verluste sowie Zinszahlungen
und Anwaltskosten zu.
Es sei das erste Mal, dass eine
Ratingagentur auf diese Weise für die Folgen ihrer Beurteilung der Bonität
eines Finanzprodukts zur Verantwortung gezogen werde, sagte
Wirtschaftsprofessor Harald Scheule von der Technologie-Universität in Sydney
der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Doch die Entscheidung könnte nun weitere Prozesse nach sich ziehen. Die
Firma IMF aus Sydney, die die Stadtverwaltungen vor Gericht vertrat, ziehe
ähnliche Schadensersatzklagen auch in Europa in Erwägung, sagte ihr Direktor
John Walker.
Standard & Poor's kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.
By VL/ Michael Oehme
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