Mittwoch, 20. März 2013

Michael Oehme: Comroad-Konkurs

 
Die Comroad AG war ein von Bodo Schnabel gegründetes Unternehmen zur Entwicklung und Produktion von Telematik-Systemen und Navigationscomputer für Fahrzeuge. Die Comroad AG gehörte zu den Topwerten am Neuen Markt. Denn als der Neue Markt an der Frankfurter Börse ab dem Frühjahr 2000 unaufhaltsam in die Tiefe stürzte, gab es ein Unternehmen, das den Stürmen am Kapitalmarkt und in der Wirtschaft zu trotzdem schien: die Comroad AG. Im Frühjahr 2001 legte das Unternehmen sensationell gute Geschäftszahlen vor. Der Umsatz vervierfachte sich, das Ergebnis stieg um den Faktor sechs. Der Börsenkurs, der 650 Prozent zugelegt hatte, explodierte. Zunächst wunderte sich niemand über den enormen Firmenerfolg.  Denn mit dem Zuwachsen von Telekommunikation, Internet und Computertechnik entstanden neue Märkte, wovon sich Comroad ein Stück sichern wollte, indem es die technische Infrastruktur und die Software entwickelte und verkaufte, damit beispielsweise eine Spedition den Standort ihrer Fahrzeuge orten oder eine Versicherung Aufträge an ihre Außenmitarbeiter leiten könnte. Gründervater Schnabel verwies immer wieder auf seine ordnungsgemäß aufgestellten Bilanzen, die von der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft und testiert worden waren.  Die Offenlegung des Skandals um die Comroad AG war schließlich ein Verdienst der Börse-Online Redakteurin Renate Daum, die nahezu im Alleingang den Beweis für die Nichtexistenz von Geschäften erbrachte, die nach vielfachen Auskünften der Firmenleitung angeblich existierten. Sie war bereits anlässlich des Börsengangs über die aggressiven Wachstumsprognosen Schnabels gestolpert. Sie war so ambitioniert, dass sie nach Hongkong reiste, wo angeblich ein ganzes Netz von Geschäftspartnern des Münchner Telematik-Anbieters saß, mit denen er rund die Hälfte seines Umsatzes bestritt. Erschreckenderweise war ein Großteil der von Comroad angegebenen Summen nicht nachweisbar, weil die angeblichen Partnerfirmen unauffindbar waren oder bestritten, je Geschäfte mit Schnabel gemacht zu haben. Schnabel versuchte vergeblich gegen die negativen Presseberichte vorzugehen. Innerhalb eines Monats fanden Prüfer heraus, dass der Comroad-Chef die Anleger mit Bilanzfälschungen getäuscht und betrogen hatte. Die Unternehmenszahlen hatte er mit nicht existierenden Forderungen und angeblich geleisteten Anzahlungen beschönigt. Schnabel wurde letztendlich zu sieben Jahren Haft wegen Kursbetrugs verhaftet.

By VL/ Michael Oehme

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