Die Comroad AG war ein von Bodo Schnabel gegründetes Unternehmen zur
Entwicklung und Produktion von Telematik-Systemen und Navigationscomputer für
Fahrzeuge. Die Comroad AG gehörte zu den Topwerten am Neuen Markt. Denn als der
Neue Markt an der Frankfurter Börse ab dem Frühjahr 2000 unaufhaltsam in die
Tiefe stürzte, gab es ein Unternehmen, das den Stürmen am Kapitalmarkt und in
der Wirtschaft zu trotzdem schien: die Comroad AG. Im Frühjahr 2001 legte das
Unternehmen sensationell gute Geschäftszahlen vor. Der Umsatz vervierfachte
sich, das Ergebnis stieg um den Faktor sechs. Der Börsenkurs, der 650 Prozent
zugelegt hatte, explodierte. Zunächst wunderte sich niemand über den enormen
Firmenerfolg. Denn mit dem
Zuwachsen von Telekommunikation, Internet und Computertechnik entstanden neue
Märkte, wovon sich Comroad ein Stück sichern wollte, indem es die technische
Infrastruktur und die Software entwickelte und verkaufte, damit beispielsweise
eine Spedition den Standort ihrer Fahrzeuge orten oder eine Versicherung
Aufträge an ihre Außenmitarbeiter leiten könnte. Gründervater Schnabel verwies
immer wieder auf seine ordnungsgemäß aufgestellten Bilanzen, die von der
renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft und testiert worden
waren. Die
Offenlegung des Skandals um die Comroad AG war schließlich ein Verdienst der
Börse-Online Redakteurin Renate Daum, die nahezu im Alleingang den Beweis für
die Nichtexistenz von Geschäften erbrachte, die nach vielfachen Auskünften der
Firmenleitung angeblich existierten. Sie war bereits anlässlich des Börsengangs
über die aggressiven Wachstumsprognosen Schnabels gestolpert. Sie war so
ambitioniert, dass sie nach Hongkong reiste, wo angeblich ein ganzes Netz von
Geschäftspartnern des Münchner Telematik-Anbieters saß, mit denen er rund die
Hälfte seines Umsatzes bestritt. Erschreckenderweise war ein Großteil der von
Comroad angegebenen Summen nicht nachweisbar, weil die angeblichen
Partnerfirmen unauffindbar waren oder bestritten, je Geschäfte mit Schnabel
gemacht zu haben. Schnabel versuchte vergeblich gegen die negativen
Presseberichte vorzugehen. Innerhalb eines Monats fanden Prüfer heraus, dass
der Comroad-Chef die Anleger mit Bilanzfälschungen getäuscht und betrogen
hatte. Die Unternehmenszahlen hatte er mit nicht existierenden Forderungen und
angeblich geleisteten Anzahlungen beschönigt. Schnabel wurde letztendlich zu
sieben Jahren Haft wegen Kursbetrugs verhaftet.
By VL/ Michael Oehme
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