Das Jahr 2013 könnte durchaus als Wendepunkt in der Geschichte des
Vertriebs von geschlossenen Fonds eingehen. Während die Emittenten auf der
einen Seite die Vorgaben der AIFM-Richtlinie in ihren Geschäftsbetrieb einbauen
müssen und hierbei - zumindest bislang - noch keine absolut klaren Vorgaben
haben, stellt sich der Vertrieb die Frage, was denn nun alles berücksichtigt
werden muss, um die Voraussetzungen des Paragrafen 34f der Gewerbeordnung zu
erfüllen. Und hier wie da verspürt man eine regelrechte Agonie, könnte fast
meinen, da seien unerfüllbare Voraussetzungen geschaffen worden. Das ist aber
nicht der Fall.
Dank einer Initiative von kapital markt-intern mit einer
handverlesenen Gruppe von Initiatoren wurde AIFM so angepasst, dass vermutlich
jeder Emittent damit leben kann. Und hat die Branche bislang davon gelebt, dass
Anbieter ihre eigenen gelebten Ideen am Kapitalmarkt re-finanzieren konnten,
was sehr viel Innovation in den Markt gebracht hat, dürfte dies auch künftig
der Fall sein. Selbst dann, wenn die eigene Kapitalkraft zunächst fehlt, um
AIFM zu erfüllen. Was spricht denn dagegen, wenn sich "gestandene"
Emissionshäuser zu Trüffelschweinen interessanter Ideen entwickeln, wenn diese
doch offenbar den Zeitgeist treffen. Und was spricht dagegen, wenn diese Häuser
den Ideengebern zur Seite stehen, wenn es um die Realisierung am Kapitalmarkt
geht. Wer sein Asset beherrscht, muss ja nicht gleichzeitig die Kapital- bzw.
Finanzierungsseite abdecken.
Bei Investmentfonds werden derartige Trennungen
schon seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt. Ansätze diesbezüglich sind
bereits erkennbar. Und der Vertrieb? Rund dreißig Prozent des Ergebnisses von
geschlossenen Fonds bestimmen inzwischen institutionelle Investoren. Ist das
ein Zeichen für oder gegen die Qualität von geschlossenen Fonds? Eine
rhetorische Frage, ich weiß. Offenbar meinen einige Vermittler oder Berater am
Markt, dass geschlossene Fonds nicht mehr zu verkaufen sind. Warum eigentlich?
Natürlich gibt es viele Anleger, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. Aber
die gibt es auch bei Aktien und die größte Kapitalvernichtung findet definitiv
bei Kapitallebensversicherungen statt. Aktien haben im vergangenen Jahr einen
regelrechten Hype erlebt. Und Kapitallebensversicherungen werden immer noch in
einem – zumindest im Verhältnis zu geschlossenen Fonds – Umfang verkauft, der
staunen lässt.
Mit dem 34f werden nun an die Vermittler von geschlossenen Fonds
die gleichen Voraussetzungen gestellt, wie sie beispielsweise im Vertrieb von
Wertpapieren gelten. Die Verkäufer sind gut beraten, sich dieser Situation
anzunehmen. Wer nach 34f berät, muss die Hosen runterlassen. Und er muss sich
ernsthaft mit dem Kunden beschäftigen. Das ist auch gut so und hat gleichzeitig
den angenehmen Nebeneffekt, dass der Kunde nachweisbar über die Risiken
aufgeklärt wird. Geschlossen Fonds sind kein Produkt für Menschen, für die
Kapitalerhalt im Vordergrund steht. Für diese Menschen gibt es Fest- oder
Tagesgeld. Damit kommen aber viele Kunden nicht weiter. Viele Menschen wollen
eben zurecht mehr probieren. Auch eine Wohnung kann ein Fehlgriff sein, wenn
man sie zu teuer erwirbt, wenn sie am falschen Ort steht oder wenn die Mieter
monatelang nicht zahlen und nur mit Klage aus der Wohnung gebracht werden
können. Auch eine vermietete Wohnung als Kapitalanlage kann also risikoreich
sein. Und dennoch ist es eine sinnvolle Alternative, die derzeit offenbar bei
Investoren eine regelrechte Renaissance erlebt.
Zusammenfassend: Geschlossene
Fonds haben ihre Existenzberechtigung da sie in Jahrzehnten gezeigt haben, dass
sie performen können – aber nicht müssen. Die größten Probleme der letzten
Jahre entstanden dabei durch zwei Effekte, die nachdenklich machen sollten: Zum
einen durch Steuervorteile, die teilweise entweder in die Anteilsscheine
hineingerechnet (was zu Verzerrungen führte) oder die nachträglich aberkannt
wurden. Schon der inzwischen über 70jährige Trainer Axel Bertling sagte hierzu
schon vor 20 Jahren: Investiere niemals in subventionierte Märkte! Das andere
Thema ist eigentlich noch perfider: Während sich die Banken über Jahrzehnte die
Taschen mit Fremdfinanzierungen (auf Fonds- oder Anlegerebene) voll machten,
ziehen sie sich nun reihenweise aus dem Markt zurück und sorgen so für die
größte Welle an Fondsinsolvenzen am Markt. Geschlossene Fonds sollten sich also
nur Emittenten und Zeichner leisten, die auch ohne Bank klarkommen.
By Michael Oehme